Pionierarbeit: Herbert W. Franke
Herbert W. Franke (1927-2022) war zweifellos ein Multitalent und ein Pionier in mehr als einer Hinsicht.
Sein Pioniergeist zeigt sich in seinen Science-Fiction-Romanen, seiner Leidenschaft als Höhlenforscher und nicht zuletzt in seinen Bild-Experimenten.
Naturwissenschaft und Kunst waren für den Doktor der Physik, der unter anderem auch Philosophie studierte, nie ein Gegensatz.
Naturwissenschaft und Mathematik sind die Fundamente seiner Kunst.
Franke ist nicht nur einer der bekanntesten deutschsprachigen Science-Fiction Autoren.
Seit den 1950er Jahre beschäftigt er sich auch mit Bildkunst im weitesten Sinne, zunächst mit experimenteller Fotografie und elektronischen Bildgebungsverfahren.
Er schuf fotografische Bilder, schrieb über experimentelle und generative Fotografie und entdeckte schließlich –
als Künstler und Sammler – die Computerkunst.
Seine einzigartige Sammlung früher Computergrafiken gehört heute der Kunsthalle Bremen – leider bis heute (2025) nicht online zu sehen!.
Herbert W. Franke war zudem auch Mitbegründer und Pionier der ars electronica in Linz.
Seit den 1960er Jahren arbeitete Herbert W. Franke stetig mit dem Computer.
An seinem Werk ist daher auch die Entwicklung des Computers als künstlerisches Werkzeug in einmaliger Weise ablesbar.
Hier eine kleine Auswahl seiner Werke:
Pionierarbeit #1 Tanz der Elektronen
Seit Mitte der 1950er Jahre arbeitete Franke mit einem Analogrechner nebst
Kathodenstrahloszilloskop an
Oszillogrammen und elektronischen Grafiken,
die zumeist fotografische Abbilder von Bildschirm-Darstellungen waren.
Diese so genannten Analoggrafiken sind als direkte Vorgänger der ab den 1960er Jahren aufkommenden Digitalgrafiken zu sehen.
1961/62 entstand die Serie »Tanz der Elektronen«, aus der 1962 Frankes gleichnamiger Kurzfilm hervorging.
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Herbert W. Franke:
Tanz der Elektronen
Fotografie nach Bildschirmdarstellung, 1961/62
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Pionierarbeit #2 Quadrate
Zu Frankes frühen digitalen, algorithmischen Arbeiten zählt »Quadrate« aus dem Jahr 1967.
Ein größerer Siebdruck des Motivs wurde 1970 bei der Biennale in Venedig gezeigt.
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Herbert W. Franke
Quadrate
Maschinenzeichnung, 1967
Farbig auf weißem Papier
Idee und Programmparameter: Herbert W. Franke,
programmiert von Georg Färber
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Pionierarbeit #3 Projektionen/Rotationen
»Projektionen/Rotationen« entstand 1970/71.
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Herbert W. Franke:
Projektionen/Rotationen, 1970/71
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Pionierarbeit #4 Animierte Computergrafik
Seit den 1960er Jahren arbeitete Franke auch mit animierten Grafiken und Filmsequenzen.
Einige neuere Animationen, wie die 2012 entstandene Sequenz
»Octahedron Star«,
sind auf Frankes YouTube-Kanal zu finden.
Science Fiction
Seit den 1950er Jahren hat Herbert W. Franke zahlreiche Zukunftsromane und Kurzgeschichten verfasst.
»Das Gedankennetz« zählt zu seinen frühen, bei Goldmann erschienenen Werken. Wikipedia listet einen Teil seiner Schriften auf, siehe Herbert W. Franke.
Tipp: Lesungen gibt es in Wort & Bild auf dem YouTube-Kanal des Autors.
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Herbert W. Franke: Das Gedankennetz
erschienen 1960, in der Reihe Goldmann Weltraum Taschenbücher
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Computergraphik – Computerkunst
Im Jahr 1971 erschien Frankes kunsttheoretisches Buch »Computergraphik – Computerkunst« in Erstauflage; eine zweite, überarbeitete Ausgabe wurde 1985 publiziert.
Das Titelbild der ersten Auflage zeigt die Grafik »Matrizenmultiplikation« von Frieder Nake (1967).
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»Computergraphik - Computerkunst« 1971
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Zur Person
Herbert W. Franke
Geb. 1927 in Wien, Studium der Physik, Mathematik und Philosophie in Wien, Doktor in theoretischer Physik, 1950.
Autor zahlreicher Science-Fiction-Romane und Sachbücher sowie kunsttheoretischer Schriften zu Computerkunst und experimenteller und generativer Fotografie.
1973 bis 1997 Lehrauftrag Kybernetische Ästhetik und Computerkunst an der LMU und der Akademie für Bildende Kunst in München.
Herbert W. Franke verstarb im Juli 2022.
Die art meets science – Foundation Herbert W. Franke präsentiert sein künstlerisches und wissenschaftliches Vermächtnis und dokumentiert insbesondere auch seine unterschiedlichen Arbeitsphasen mit dem Computer.
Tipp: Auf YouTube findet man z.B. dieses ZKM-Video
und ein langes, sehr interessantes Interview mit Herbert W. Franke
(Teil 1,
Teil 2,
Teil 3,
Teil 4,
Teil 5).
Ein besonderer Dank an dieser Stelle an Herbert W. Franke für die noch persönlich und freundlich erteilte Abbildungserlaubnis.
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