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rot 40+1

Max Bense war ein maßgeblicher Förderer und Theoretiker der Computerkunst. Die Seite »rot 40+1« zeigt die frühen Ausgaben der von ihm zusammen mit Elisabeth Walther konzipierten und herausgegebenen »rot«-Hefte, die erstmals im Jahr 1960 erschienen.


 max bense & die »edition rot«

Max Bense (1910 - 1990) war Professor für Philosophie und Technik an der TH Stuttgart und der führende Kopf bei der Entwicklung der Informationsästhetik, die den frühen Computerkünstlern ein theoretisches Grundgerüst bot. In seiner Arbeit verband er Naturwissenschaft, Kunst und Philosophie.
Er war die treibende Kraft der Stuttgarter Schule, die sich mit experimenteller Literatur, vor allem mit visueller und konkreter Poesie, aber auch mit Kunst im Allgemeinen beschäftigte.

Zum Thema Max Bense und die Stuttgarter Schule sei hier auf den Internet-Reader www.stuttgarter-schule.de verwiesen, der ein umfangreiches Angebot von Texten bietet, auch von Max Bense. Dort findet man auch Schriften von Reinhard Döhl, u.a. zur Stuttgarter Schule und zum Kreis um Max Bense. Das Karlsruher ZKM widmete Max Bense 2010 die Ausstellung Bense und die Künste.

Die »edition rot«, deren frühe Ausgaben hier zu sehen sind, befassten sich vorrangig mit experimentellen Textserien. Reinhard Döhl beschreibt die »rot«-Hefte auch als »lediglich durch den Umschlag "getarnte", geringfügig erweiterte Kataloge von Ausstellungen (...) die Bense seit Ende der 50er Jahre in der (...) StudienGalerie organisierte.«

Wie schon erwähnt war Bense ein maßgeblicher Förderer der Computerkunst. Er ermöglichte die erste Computerkunst-Ausstellung 1965 in Deutschland und - so der derzeitige Stand der Forschung - auch weltweit. Der Mathematiker Georg Nees stellte im Februar 1965 in der Studien-Galerie der TH Stuttgart erstmals Computergrafiken aus.

In der »rot«-Reihe, die Bense zusammen mit Elisabeth Walther herausgab, sind daher auch für die Computerkunst wichtige Schriften zu finden. Neben dem 1961 erschienenen Textheft #6, in dem Bense unter anderem computergenerierte Texte veröffentlicht hatte, sind dies vor allem zwei »rot«-Hefte:
Abraham A. Moles´ »erstes manifest der permutationellen kunst«, rot #8, und »georg nees computer grafik. programme« mit dem Beitrag »projekte generativer ästhetik« von Max Bense in rot #19.

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 rot #6

max bense: modelle.

In rot #6 veröffentlichte Max Bense 1961 experimentelle Texte und Gedichte mit Modellcharakter, darunter zwei mit dem Großrechner ZUSE Z22 generierte Texte.
Bei den beiden Computertexten handelt sich um einen stochastischen Text, programmiert von Theo Lutz, und einen Markoffschen Text. Beide entstanden im Rechenzentrum Stuttgart auf einem ZUSE Z22 (ZKM-clip youtube).
Der Markoffsche Text beruht auf der statistischen Annäherung bzw. Wahrscheinlichkeitsberechnungen nach dem Prinzip der Markow-Kette (auch: Markoff-Kette). Grundlage des Textes war ein Häufigkeitswörterbuch ermittelt aus den deutschen Ausgaben einiger Werken von Francis Ponge, das Elisabeth Walther in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Rechenzentrum erstellte. Die technische Ausführung des Text-Experiments übernahm Monika Bense.


edition rot 6 0
rot #6
max bense: modelle.
verlag der augenblick, 1961
druck: cantz, cannstadt
entwurf: faigle stuttgart
1961, Aufl. 512

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 rot #8

abraham a. moles: erstes manifest der permutationellen kunst

Abraham A. Moles (1920-1992) war Elektroingenieur und Akustiker, Doktor der Physik und der Philosophie, lehrte u.a. an der TH Stuttgart und war Professor an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Moles arbeitete wie Bense an der Entwicklung der Informationsästhetik. Moles´ 1958 erschienene Schrift »Théorie de l'information et perception esthétique« zählt zu den Grundlagentexten der Informationsästhetik und erschien 1962 erstmals in deutscher Übersetzung in der edition rot. Sie wurde 1971 unter dem Titel »Informationstheorie und ästhetische Wahrnehmung« erneut, in erweiterter Form veröffentlicht.


edition rot 8 0
rot #8
abraham a. moles: erstes manifest der permutationellen kunst
übersetzung: monika bense, renate kübler, elisabeth walther
herausgeber: max bense, elisabeth walther
druck: k. mayer k.g. stuttgart
umschlagentwurf: walter faigle
schrift auf "IBM executive" von heide döhl
1962, Aufl. 300

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 rot #19

computer-grafik. georg nees: programme. computer: stochastische grafik. max bense: projekte generativer ästhetik.

rot #19 zählt zu den frühesten Publikationen, die sich mit künstlerischen Computergrafiken befassten.
Das Heft erschien anlässlich der von Max Bense initiierten, wohl ersten Computerkunst-Ausstellung der Welt: Die Studiengalerie der TH Stuttgart zeigte zwischen 5. und 19. Februar 1965 Computergrafiken des Mathematikers Georg Nees, der zusammen mit A. Michael Noll und Frieder Nake zu den Pionieren der Computergrafik zählt.
Im Titel der #19 ist der Computer als Autor aufgeführt »computer: stochastische grafik«. Die Nennung des Computers gleichrangig mit dem Künstler, dem Mathematiker Nees, und dem Autor Bense war eine Provokation und die Ausstellung, so berichtet Reinhard Döhl, verlief turbulent. Etliche Galeriebesucher wie Anton Stankowski und Otl Aicher äußert sich wenig begeistert zum Thema Computergrafik.
Die Ausstellung und auch rot #19 gelten heute als Meilensteine der Computerkunst.


edition rot 19 0
rot #19
computer-grafik. georg nees: programme. computer: stochastische grafik. max bense: projekte generativer ästhetik.
herausgeber: max bense, elisabeth walther
umschlagentwurf: walter faigle
druck: hansjörg mayer
1965, Aufl. 300

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 umschlagentwurf: walter faigle

Die Umschlaggestaltung der edition rot übernahm Walter Faigle, der in den 1960er Jahren, z.T. mit Partnern, ein Atelier für visuelle Kommunikation und Fotografie in Zürich und Stuttgart unterhielt.
Seinen Entwurf, hier in der ersten Ausgabe der edition rot von 1960, könnte man fast für eine Computergrafik halten.
Die offensichtliche Nähe früher Computerkunst zu zeitgleichen Kunstströmungen wie Op-Art und Konkreter Kunst ist augenfällig.
Wie man an Faigles Umschlagentwurf erkennen kann, liegt das Gemeinsame offensichtlich in der Präzision und insbesondere in einem unsichtbaren aber dennoch erkennbaren mathematischen Grundgerüst bzw. einer Geometrie, auf welcher der Entwurf eines entsprechenden Kunstwerks - gleich ob Grafik, Text oder Musik - beruht.


edition rot 1 0
rot #1  max bense: grignan-serie. beschreibung einer landschaft.

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 rote geheimnisse

»Es gibt auch rote Geheimnisse in der Welt, ja, nur rote.« Dieses Zitat von Ernst Bloch ist auf dem rückseitigen Umschlag der meisten »rot«-Hefte zu finden und stammt aus dem Buch »Erbschaft dieser Zeit« (Suhrkamp 1962, S. 409), welches der marxistische Philosoph unter dem Eindruck der Machtergreifung verfasst bzw. editiert hatte.

Zu dem Buch schreibt Blochs ehemalige Assistentin Hanna Gekle in dem lesenswerten und kritischen Beitrag Denken als Handgemenge zum 125. Geburtstag des Philosophen (der Freitag, 09.07.2010):

»Es ist ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Buch – und sein bestes: Das Gegenteil einer Summa, sondern „ein Handgemenge“ (Vorwort): erschienen 1935 bereits im Exil, sammelt es kleinere und größere Arbeiten von 1924 bis 1933, die Bloch nicht nur als seismographischen Beobachter für sozialpolitische Prozesse ausweisen, als Beobachter der Zeit im besten Wortsinn. Seine unorthodoxe Art des Sehens ermöglicht ihm verblüffende Analysen der Kunst, Literatur und Philosophie der zwanziger und dreißiger Jahre, die bis heute Gültigkeit haben.«


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 computertexte

Abschließend sei noch auf die Computertexte und Autopoeme verwiesen, die in der Zeit der frühen Computerkunst entstanden und die zusammen mit der Konkreten und der Visuellen Poesie im literarischen Experimentierfeld der Stuttgarter Schule lagen.
Im Jahr 1959 hatte Theo Lutz im Rechenzentrum der TH Stuttgart die ersten Computergedichte produziert, es waren computergenerierte stochastische Zufallstexte (siehe: netzliteratur). Zwei Jahre später, 1961, veröffentlichte Bense mit rot #6 eine Sammlung experimenteller Texte, die auch computergenerierte Texte beinhaltete.

Die Entwicklungsgeschichte computergenerierter Texte von den stochastischen Gedichten 1959 über das durch Algorithmen erzeugte Autopoem bis zu den heutigen Sprach- oder Textprogrammen, die zum Teil schon »eigene« Kommentare in Foren verfassen können, ist verblüffend.
Zu diesem Thema gibt es neben dem Internet-Reader www.stuttgarter-schule.de sehr gute Informationen bei www.netzliteratur.net, zum Beispiel eine Chronologie der Computertexte oder der Beitrag Von der ZUSE Z 22 zum WWW von Reinhard Döhl.
Empfohlen sei an dieser Stelle auch der historische Überblick über mechanisch und digital erzeugte Texte von Ralf Bülow im Ausstellungskatalog »Ex Machina« der Kunsthalle Bremen. Siehe auch Wikipedia: Digitale Poesie.

Konkrete und Visuelle Poesie sowie Computertexte präsentiert die Website www.reinhard-doehl.de. Döhls Texte sind in etlichen »rot«-Heften zu finden, in rot 40+1 sind es die Hefte #2, #9, #21 und #40.


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